Im Land vo de tuusig Bärge

Veröffentlicht am 16. September 2023 um 13:45

Alle Naturliebhaber, Bergfreunde, Wandervögel, Mountain- & sonstige Biker sowie Offroadfans aufgepasst: Nehmt Kirgistan auf eure «Must visit»-Liste! Es warten sagenhafte Landschaften, unzählige Täler, Berge, Canyons, Flüsse, Seen und Hochebenen darauf, erkundet zu werden. Touristisch steckt das Land noch in den Kinderschuhen, das Potential ist aber riesig und aktuell kann man Kirgistan noch sehr authentisch erleben, so zumindest unsere Einschätzung. Der Aufenthalt bis zu 60 Tagen ist zudem visumfrei, einfacher geht’s also nicht😉.

Wir sind ganz im Osten des Landes eingereist und haben in der Kleinstadt Karakol einen ersten Stopp eingelegt um die Autoversicherung abzuschliessen und die sonst üblichen Besorgungen zu machen. Alles war schnell erledigt und so machten wir uns zufrieden auf, die Stadt zu verlassen. Wir kamen allerdings nicht weit, da wir in einer Seitenstrasse von 2 Polizisten zum Anhalten aufgefordert wurden. Waren wir zu schnell gefahren? Nein, die beiden Herren unterstellten uns, keine offiziell beglaubigte russische Übersetzung unseres Führerausweises zu haben, welche wir mit dem Besitz des internationalen Führerausweises aber gar nicht benötigten. Zufälligerweise handelte es sich dabei um das teuerste Vergehen auf dem uns vorgezeigten Bussenkatalog. Nun passierte es uns also auch, was wir eigentlich bereits in Kasachstan erwartet und im Reisebudget einkalkuliert hatten – zwei Schmierlappen, welche ihr spärliches monatliches Salär mit unwissenden Touristen aufbessern wollten. Aber leider nicht mit uns. Wir stellten auf stur und weigerten uns, auch nur einen Som zu bezahlen. Während den zähen Verhandlungen teilte der ältere der beiden Mannen dann Tamara auch noch mit, wie hübsch sie sei und dass er sie sehr möge. Dies wiederum wirkte sich noch nachteiliger auf unsere Zahlungsmoral aus. Unser Zeitspiel trug irgendwann Früchte und mit dem Eingeständnis, die notarielle Beglaubigung gleich morgen früh zu erledigen, liessen uns die Beiden ziehen. Natürlich waren wir bis heute nicht beim Notar und es handelte sich dabei um einen nervigen Einzelfall. Wir liessen uns die Laune an diesem Abend aber nicht verderben und fanden wohl als Belohnung einen wunderschönen Übernachtungsspot mit Blick auf den See Yssyk-Kul.
In den darauffolgenden Tagen machten wir verschiedene Ausflüge in Seitentäler entlang des Sees und waren immer wieder aufs Neue verzückt ob der beeindruckenden und ständig wechselnden Berglandschaften. Wir machten kleine Wanderungen, geniale Offroadtouren, badeten in heissen Quellen und wurden auch mal zu Tee und Vodka eingeladen (zu viel Tee kann also auch zu einem leichten Kopfbrummen führen😊). Eine der Touren führte uns zur grössten Goldmiene Zentralasiens. Diese liegt auf 4'000 m.ü.M, gehört einer Kanadischen Firma und die rund 2'600 Arbeiter fördern jährlich rund 15 Tonnen Gold zu Tage. Das regnerische Wetter verpasste der ganzen Hochebene eine mysteriöse Stimmung und wir genossen dieses Schauspiel vom warmen Innern unseres Fahrzeuges. Am nächsten Morgen machten wir uns gut gelaunt auf, fahrend unseren ersten 4'000 m hohen Pass zu überqueren. Irgendwann verwandelte sich der Regen in Schneefall und die gut sichtbare Schotterstrasse in ein zweispuriges Weiss mit immer schlechter werdender Sicht. Wie weit ging es eigentlich noch bis zur Passhöhe? Bevor wir das beantworten konnten rutschte unser Ländi leicht seitlich weg und wir landeten bergseitig im Strassengraben. Schnee – juheee! Wiedermal war schaufeln angesagt und wir manövrierten uns souverän wieder rückwärts auf die richtige Spur. Wir änderten unseren Plan und warteten auf irgendwelche Fahrzeuge, welche wir als Vorfahrer und Pistenpräparator nutzen wollten. Wir brauchten nicht lange zu warten und es bretterten zwei Armeefahrzeuge an uns vorbei. Wir nutzten die Gunst der Stunde und fuhren hinterher, was sich als kluge Entscheidung erwies, lagen zuoberst doch mindestens 30 cm Neuschnee. Zurück im Tal mussten wir uns erst einmal von der unfreiwilligen Actioneinlage erholen. Und dies taten wir im schmucken Tonja Guesthouse, einem Jurten-Camp direkt am See, in welchem wir parken, relaxen und die äusserst leckere einheimische Küche geniessen konnten.
Danach verliessen wir die schöne Yssyk-Kul-Region und machten uns auf in Richtung Naryn. Dort erwartete uns mit dem Naryn-Valley eines unserer Kirgistan-Highlights. Wir befuhren eine über 120 km lange, dem Fluss Naryn folgende Schotterstrasse. Vorbei an weiteren Hochebenen, zig Schaf-, Ziegen, Kuh und Pferdeherden, Einheimischen und ihren Jurten und dies Alles in einer umwerfenden Naturkulisse. Bei einer Wanderung zu einem Bergsee trafen wir dann auch noch auf unsere erste Yackherde, was unser Glück perfekt machte. Auch der darauffolgende Abstecher zum See Songkul sowie die weitere Fahrt zur Stadt Osch mit Übernachtungen an weiteren Seen und Flüssen brachte uns landschaftlich kaum aus dem Staunen. Immer wieder neue Bergformationen in allen möglichen Strukturen, Farben und Formen begleiteten unsere Reise. Zu einem weiteren Höhepunkt gehörte auch der Abstecher zu dem auf 3'800 m.ü.M. liegenden Base Camp des Pik Lenin. Den 7'134 Meter hohen weissen Riesen von nächster Nähe und bei bestem Wetter bestaunen zu können war schlicht sensationell.
Auch die Begegnungen und die Gastfreundschaft der Einheimischen führten (mit Ausnahme von 2 Herren😉) zu unvergesslichen Erlebnissen. Dank Google-Translate und einem Gemisch aus Englisch-Schweizerdeutsch-Russischem-Kauderwelsch kam es zu manchen heiteren Gesprächen. Dazu schüttelten wir dutzende Hände oder winkten unzählige Male beim Vorbeifahren.
Unsere Zeit in diesem eindrücklichen Land neigt sich nach gut einem Monat dem Ende zu und ein weiterer grosser Meilenstein unserer Reise steht bevor: Die 18-tägige Reise durch China, entlang der alten Seidenstrasse bis nach Nepal. Einmal mehr sind wir dankbar für all das Erlebte unserer nun über 100 Tage dauernden Bildungsreise und wir freuen uns auf all das, was da noch kommen mag!

… Und nicht vergessen: Checkt doch im Zuge eurer nächsten Ferienplanung zumindest einmal die Flugverbindungen von Zürich nach Bischkek oder Osch, es lohnt sich😊

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Kommentare

Guido
Vor einem Jahr

Hoi ehr zwöi. Danke für den einmal mehr wunderbaren und sehr spannenden Reisebericht. Wirklich klasse. Wir wünschen euch eine gute Ein- und Weiterreise in China und nach Nepal. Hend sorg, liebi Grüess Claudi, Guido, Leroy und Lynn

Sepp u. Vreni Fellmann- Bucher
Vor einem Jahr

tolle wunderschöne Bilder von eurer spanned
fantastischen Reise ...bliebed gsund ond zwäg liebi Grüess bsunders au von ENYA