Das Wichtigste vorneweg: Unser Rand Lover läuft wieder wunschgemäss! Die Ersatzteile wurden tatsächlich zum vorausgesagten Termin geliefert, nur die Reparatur nahm mehr Zeit in Anspruch als gedacht. Das hat uns aber nicht weiter verwundert, da die Getriebereparatur einer Grosszerlegung gleichkam und dem Mechaniker Viktor ein paar Fluchwörter entlockte. Er und Sergej haben aber ganze Arbeit geleistet und so konnten wir die Garage nach 2 intensiven Arbeitstagen und einem sichtlich erleichterten Viktor endlich wieder verlassen. Nun hat der Ländi zwar noch ein paar andere kleinere Macken, aber hey, wer ist schon frei von Fehlern? 😊
Da wir insgesamt 10 Tage in Astana verbrachten, besuchten wir so ziemlich jede Sehenswürdigkeit dieser topmodernen und architektonisch vielseitigen Stadt. Besonders erwähnenswert ist hierbei sicherlich das Nationalmuseum, in welchem wir viel über die Geschichte Kasachstans lernten. Daneben hat uns die nigelnagelneue und von Saudi Arabien mitfinanzierte «Grosse Moschee von Astana» beeindruckt. Sie steht am Ende einer riesigen Parkanlage und bietet im Innern Platz für 10'000 Gläubige. Neben dem Sightseeing verkürzten wir uns die Wartezeit mit Ausflügen in die Umgebung. Wir besuchten das Memorial «Alzhir», eine Gedenkstätte für ein Umerziehungslager aus Stalin’s Zeit. Hierher wurden aus allen Regionen Frauen hergebracht und interniert. Bewegende Geschichten und Hintergrundinformationen aus diesem dunklen Kapitel sind in einer Audioführung zu erfahren.
Ein Highlight unserer Astana-Zeit war der Wochenendausflug mit dem Offroad-Club «Nomad 4x4», zu welchem wir vom Hostel-Besitzer und Clubgründer Kanat eingeladen wurden. Und so fuhren 5 Kasachische und 1 Schweizer Geländewagen durch die Weiten der Steppe. Wir besuchten zusammen ein Museum, grillierten, tranken und nächtigten am Zhaksy Zhangyztau-See und machten eine abenteuerliche Wanderung auf den Hügel Sopka Akan (natürlich ganz Kasachisch ohne Plan & Wanderwege). Wir genossen die Gesellschaft und den Austausch mit der illustren Schar und diese wiederum freute sich auf die internationale Beteiligung. Mit Stolz präsentierte uns Askar, einer der Mitreisenden, später das von ihm erstellte Instagram-Video, in welchen wir ganz ungewollt die Hauptrolle spielen.
Mit all den schönen Erlebnissen im Gepäck machten wir uns nach der erfolgreichen Reparatur auf in Richtung Almaty. Die Fahrt bot wieder einmal das ganze Spektrum Kasachstans: Unendliche Steppenlandschaft, eindrückliche Felsformationen, Seen, Tierherden, einfache Dörfer aus Sowjetzeiten, Industriegebiete mit schwarz rauchenden Schornsteinen und alle möglichen Arten an Strassenbelag (mindestens ¾ der rund 1'200 km langen Strecke ist eine Baustelle und wir haben definitiv noch nie so viele Strassenbaumaschinen gesehen). Bei einem Glace-Halt kurz vor Almaty bemerkten wir beim obligaten Reifencheck, dass einer der Pneus Luft verlor. Die Ursache war schnell gefunden: Eine Schraube hatte sich in sein inneres gebohrt und so Pfiff uns der Hinterreifen ein fröhliches Liedchen. Anstelle der relaxten Pause war also Reifenwechseln angesagt und zum Start in Almaty machten wir uns auf die Suche nach einem Reifenspezialisten. Dieser war einigermassen schnell gefunden und der defekte Reifen im Handumdrehen geflickt (nun wissen wir zumindest, wie man das mitgeführte Reifenflickset anwenden könnte). Die folgenden 2 Tage verbrachten wir dann in verschiedenen Gebieten der vielfach gelobten Millionenstad, doch irgendwie sprang der Funken nicht so richtig auf uns rüber. Kam dazu, dass uns am zweiten Morgen ein wildfremder Offroad-Fan ansprach und uns mitteilte, dass er «unser» Video auf Instagram gesehen habe und kurz Hallo sagen wolle – so viel Ruhm war uns zu viel😊. Wir beschlossen, frühzeitig das letzte Teilstück unserer Kasachstanreise in Angriff zu nehmen. Wir besuchten den Nationalpark «Altyn-Emel», in welchem es neben uralten Grabhügeln und Felsformationen eine singende, 3 km lange und 150 m hohe Sanddüne zu bestaunen und erklimmen gibt. Und siehe da, die Düne singt wirklich: Durch verschiedene Winde und die damit verbundenen Sandbewegungen ertönen immer wieder spezielle Töne, ähnlich einem startenden Düsenjet. Zu unserem Erstaunen hatten wir die Düne am frühen Morgen ganz für uns alleine, was das Ganze noch einmaliger machte. Die Weiterfahrt führte uns dann noch zum Scharyn-Nationalpark, sozusagen dem Kleinformat des bekannten Grand Canyons in den USA. Die wirklich sehenswerten Felsformationen und Schluchten können in 2-3 Stunden erwandert und so aus nächster Nähe bestaunt werden.
Die Wahl, Kasachstan am östlichsten Grenzübergang in der Nähe von Kegen zu verlassen, war goldrichtig. Das Land zeigte sich in diesem letzten Teilabschnitt ab Almaty nochmal von seiner aller schönsten Seite. Wir sind glücklich und dankbar, in 4 Wochen so viele unvergessliche Momente in diesem für 2 Schweizer unglaublich grossen Land Kasachstan gemacht haben zu dürfen. Die schier unendliche Steppe, die einsamen Schlafplätze, die klaren Sternennächte, die herzlichen und offenen Menschen und die Strassenbeläge (ok, die vielleicht nicht) werden uns in bester Erinnerung bleiben.
Und nun sind wir bereits ein paar Tage in Kirgistan, dem 11. Land unserer Reise. Der Grenzübertritt war schon einmal ziemlich amüsant: Er dauerte nur eine halbe Stunde und wir konnten beim Zollbeamten auch gleich eine SIM-Karte kaufen, einfacher geht’s nicht. Heieiei… und was haben wir in der kurzen Zeit schon wieder alles erlebt: Disput mit den Ordnungshütern, die Erklimmung unseres ersten 4000ers und so einiges mehr.
Neugierig? Dann einfach fleissig unseren nächsten Blog lesen😊
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