In unseren letzten Tagen in Georgien machten wir einen Abstecher in den Vashlovani Nationalpark und dessen Umgebung. Die Region zeichnet sich durch seine steppenartige Vegetation, die bizarren Fels- und Hügelformationen sowie seine Mud-Vulcanos (kleine Vulkane, aus denen ständig Schlamm, Öl und Gas austritt) aus. Und dies passt landschaftlich so gar nicht zum grünen Rest von Georgien und rechtfertigt einen Besuch aus unserer Sicht somit definitiv. Da sich der Park im Grenzgebiet zu Aserbaidschan befindet, darf er nur mit einer zuvor im Ort Dedopliszqaro eingeholten Genehmigung der Grenzpolizei besucht werden. Sobald wir diese im Sack hatten, machten wir uns auf, die spektakuläre Landschaft zu erkunden. Bei bestem Wetter fuhren wir in 3 Tagen ca. 300 km auf Feldwegen, Schotterpisten und in ausgetrockneten Bachläufen, also einmal mehr optimales 4x4 Terrain, welches allerdings nicht bei oder nach zu viel Regen befahren werden sollte. Wieso schlammiger Untergrund zur Herausforderung werden kann, erfuhren wir an dem wohl einzigen Schlammloch, welches wir zu passieren hatten und in welchem wir, respektive der Fahrer, den Ländi versenkte. Das Fahrzeug bewegte sich weder nach vorne noch nach hinten und so kam unser Militärspaten zum ersten Mal zu seinem unerwarteten Einsatz (Schlammschaufeln bei 35 Grad im Mückenterritorium macht wirklich nur sehr bedingt Spass). Glücklicherweise traf nach einer halben Stunde eine zuvor getroffene illustre Reisegruppe bestehend aus acht Österreichern/innen mit ihren drei gemieteten Ladas und einem Land Cruiser ein. Und somit kam auch schon unser zweites Tool, das Abschleppseil zu seinem erfolgreichen Einsatz. Wir bedankten uns später mit einer Runde leckerem, eiskalten Bier für die Rettungstat und genossen danach einen geselligen Abend am Lagerfeuer zusammen.
Nach weiteren erholsamen Tagen an verschiedenen Bächen und Seen im Landesinnern erhielten wir die freudige Nachricht von Anja und Erich, dass unsere Reisepässe inklusive Russlandvisums in Tiflis eingetroffen waren. Wir machten uns sogleich auf in die Stadt um die Details unserer gemeinsamen Reiseroute durch Russland nach Kasachstan zu besprechen. Bereits am folgenden Tag trafen wir uns dann am vereinbarten Schlafplatz, 4 km vor der Georgisch/Russischen Grenze. Am 27. Juli um 6.30 Uhr starteten wir die Motoren, um unseren Russland-Transit unter die Räder zu nehmen. Schon nach ein paar hundert Metern fanden wir uns in einem ausgewachsenen Chaos aus Lastwagenkolonne, überholenden und entgegenkommenden Autos sowie einem herumbrüllenden Polizisten wieder. Eine geordnete Verkehrsführung - Fehlanzeige. Die Nerven wurden bereits ein erstes Mal strapaziert und dies sollte sich die nächsten 7 Stunden nicht gross ändern. So lange brauchten wir nämlich bis die Ausreise aus Georgien, die Einreise in Russland und die notwendige Autoversicherung abgeschlossen war. Erleichtert fuhren wir danach zu unserem Tagesziel, einem Nachtlager an einem Fluss ziemlich genau in der Mitte der gut 700 km dauernden Russlandstrecke. Wir fuhren dabei durch Tschetschenien und trafen überall auf gute bis sehr gute Strassenverhältnisse, herausgeputzte Ortschaften und geschäftiges Treiben. Nach einer sehr ruhigen Nacht nahmen wir die restliche Strecke bis zur Kasachischen Grenze in Angriff. Wir fuhren durch die Gebiete Dagestan, Kalmükien und Astrachan und auch hier ähnelte das Bild dem des Vortages. Wir wurden insgesamt an drei Militär-Checkpoints kontrolliert, Alles in Allem erlebten wir aber eine absolut problemlose Durchfahrt. Was für eine Szenerie hatten wir eigentlich erwartet? Das Erlebte deckte sich mal wieder nicht mit den Vorstellungen, welche man sich im Vorfeld ausmalt.
Mit grosser Freude reisten wir am Abend des 28. Juli in Kasachstan ein. Ein Meilenstein, da uns der Weg dorthin lange Zeit Kopfzerbrechen bescherte und dessen Erreichen unserem Ziel Nepal ein riesiges Stück näherbrachte. Bisher lief alles wie geschmiert😊
Obwohl, was heisst «näherbringen» in Kasachstan, dem neuntgrössten Land oder grössten Binnenstaat der Erde? Vor Allem eins: Fahren, fahren, fahren! Angesichts der teils grottenschlechten Strassenverhältnisse eine echte und zeitintensive Herausforderung. Vor Allem im Westen von Kasachstan trafen wir auf dem Weg nach Atyrau gleich mal auf eine rund 250 km lange Abenteuerstrecke: Schotterpiste, Schlaglöcher, ausgewaschene Asphaltstrasse, Lastwagen im Schritttempo oder defekt am Strassenrand stehend. Danach wurden die Strassenverhältnisse besser und wir genossen die Fahrt durch die unendliche Steppe, vorbei an Salzseen, Kamel-, Dromedar-, Pferde-, Kuh- und Schafherden und später an riesigen Getreidefeldern. Immer wieder erinnerte uns die Landschaft und die zurückzulegenden Strecken an unsere Erlebnisse in Australien. Wir fuhren über die Städte Aqtöbe, Qostanai und Kökschetau und übernachteten an idyllischen, einsamen Plätzen irgendwo in der Natur. Hie und da kamen aus Gwunder und auf einen Schwatz Einheimische vorbei. Natürlich wären jeweils ein paar Brocken Russisch hilfreich, doch funktioniert die Verständigung auch so irgendwie. Die Menschen sind äusserst freundlich und hilfsbereit und rein äusserlich merkt man nun definitiv, dass wir in Asien angekommen sind.
Wir befinden uns aktuell in der Hauptstadt Astana. Die moderne und weiterwachsende Stadt steht in massivem Kontrast zu den oft menschleeren Weiten dieses Landes. Wir haben uns auf dem Parkplatz eines Hostels einquartiert und geniessen wiedermal die Annehmlichkeiten des sesshaften Lebens: Heiss Duschen, Waschmaschine benutzen, Restaurants besuchen😊. Daneben warten wir auf Ersatzteile für unseren Land Rover: Die Strassenverhältnisse und die bereits zurückgelegten 11'500 km haben seine Spuren hinterlassen. Die Starterbatterie muss ersetzt, ABS-Sensoren neu eingestellt und das Verteilergetriebe neu abgedichtet werden. Dank den Diagnosefähigkeiten von Erich konnten wir das Ölproblem bereits unterwegs lokalisieren. So gossen wir alle paar hundert Kilometer Öl nach, um einen grösseren Schaden vorzubeugen. Auf diese Art von Schmierung hätten wir eigentlich gerne verzichtet, aber auch das gehört zu unserer Reiseart dazu: Das Fahrzeug gibt den Ton an und Mann und Frau lernt ständig dazu. We love it!
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Kommentare
Büzu würde sich sehr über ein Foto vom versenkten Ländi freuen:-) Wir wünschen weiterhin viel Spass am Reisen und unfallfreie Fahrt.
Starterbatterie hesch mösse wächsle. Frog hesch Ladegrät ?De wärs guet went alli 5 oder 6000 km
Batterie lade chöntisch.
Gruess ond gueti Fahrt Mösch