Seit unserem letzten Blog sind 3 ereignisreiche Wochen vergangen: Neues Land, neue & alte Bekanntschaften, viele Entscheidungen und hunderte Kilometer Offroad-Spass - aber der Reihe nach.
Georgien hat eine bewegte Geschichte und eine eigenständige Sprache, welche mit keiner Anderen vergleichbar ist. Das Land ist ca. 1 ½ mal so gross wie die Schweiz, hat aber nicht einmal die Hälfte der Einwohnerzahl. Dazu kommt, dass die meisten Menschen in den grossen Städten Tiflis, Batumi und Kutaissi leben. Das heisst, es gibt ganz schön viele dünn besiedelte Täler, Berge, Flüsse, Seen und Naturschauspiele zu entdecken. Wild-Campen ist ganz normal und man kann eigentlich überall sein Nachtlager aufschlagen. Landschaftlich ähnelt das schöne Land sehr an die Schweiz. Die Georgier indes sind eher zurückhaltend und viele haben einen etwas mürrischen wirkenden Gesichtsausdruck. Dahinter versteckt sich aber sehr viel Herzlichkeit und Hilfsbereitschaft und mit einer freundlichen Geste unsererseits ist das Eis oft in Kürze gebrochen.
Der Grenzübertritt von der Türkei nach Georgien in Sarpi verlief trotz geordnetem Chaos, Gehupe und Verständigungsschwierigkeiten eigentlich problemlos und dauerte wieder ca. 1 Stunde. Speziell dabei: Der Fahrer bleibt alleine im Fahrzeug und die Beifahrerin muss aussteigen und die Aus- & Einreise separat, ähnlich wie an einem Flughafen, absolvieren. Die obligatorische Fahrzeugversicherung hatten wir bereits im Vorfeld online ergattert und so steuerten wir nach unserer Wiedervereinigung die Küstenstadt Batumi an. Dabei bemerkten wir schnell, dass auf den Georgischen Strassen das Recht des Stärkeren herrscht: Es wird gedrängelt, an den unmöglichsten Stellen überholt, gehupt, die Hände verworfen, der Seitenstreifen als zusätzlicher Fahrstreifen missbraucht usw. (Fun Fact am Rande: Wir wunderten uns, wieso an so vielen Georgischen Fahrzeugen die Stossstange(n) fehlen. Des Rätsels Lösung: Diese werden bald möglichst abmontiert und vor dem Verkauf des Fahrzeugs wieder angeschraubt, was den Wert des fahrbaren Untersatzes steigern oder zumindest erhalten soll – andere Länder, andere Sitten😊.)
Wir adaptierten den Fahrstiel ziemlich schnell und der Land Rover half uns in manchen Situationen, etwas Macht zu demonstrieren. Ansonsten war der Start in Georgien eher «zäch». Das Wetter war launisch und wir brauchten ein paar Tage, uns an die neue Umgebung, Währung, die Gepflogenheiten und Mentalität zu gewöhnen. Unsere hart erlernten 5 Wörter Türkisch waren keinen Deut mehr wert – also Alles auf Feld 1.
In der modernen und sich im Bauboom befindenden Touristenstadt Batumi machten wir einige Besorgungen, Sightseeing, wuschen Wäsche und trafen per Zufall wieder auf Erich, welchen wir zuvor in der Türkei kennengelernt hatten (und dies sollte nicht die letzte Begegnung mit ihm sein). Ein regnerischer Tag vertrieb uns danach von der Schwarzmeerküste und wir fuhren nach Kutaissi, wo wir uns in einem Bazar und später in einem Restaurant verweilten, um nicht noch mehr Regen abzubekommen. Wir übernachteten im Garten eines Hostels und lernten dabei ein Spanisches Paar kennen. Sie kurven seit 18 Jahren ununterbrochen durch die Welt und waren eigentlich schon überall, sind dabei aber keineswegs Reisemüde. Ihre jährlichen Fixkosten betragen keine 600.- Euro für Natel-Abos & Fahrzeugversicherung – that’s it. Sie leben vom Ersparten und dessen Zinsen und kommen so gut über die Runden – irgendwie inspirierend😉. Mit besserem Wetter nahmen wir am nächsten Tag den Zekari-Pass unter die Räder. Auf der teilweise recht ausgewaschenen Schotterpiste konnte unser Ländi das erste Mal seine Geländetauglichkeit unter Beweis stellen. Wir genossen die rumplige Fahrt und die herrlich grüne Berglandschaft. Die Folgetage verbrachten wir auf Alpwiesen, badeten in heissen Quellen, wurden spontan zum Pferdereiten eingeladen, machten Halt an verschiedenen Seen und freundeten uns immer mehr mit unserem neuen Reiseland an. Danach trafen wir in Tiflis ein. Die lebhafte Millionenstadt mit seinen Sehenswürdigkeiten, schönen Gassen, Restaurants und ihrem eigenen Charme gefiel uns auf Anhieb. Wir logierten auf einem öffentlichen Parkplatz bei der beeindruckenden Sameba-Kathedrale und gesellten uns somit zu den diversen anderen Reisenden. Wir nutzten die Zeit in Tiflis auch zur Organisation unserer Weiterreise. Da Aserbaidschan die Landesgrenzen noch immer geschlossen halten, entschieden wir uns nach einigen Gesprächen für die rund 2-tägige Durchfahrt über Russland um nach Kasachstan zu gelangen. Wir werden die Durchfahrt mit Erich und Anja unternehmen (Anja traf in Tiflis ein, um mit Erich in die Mongolei und zurück zu reisen). Wir 4 verabredeten uns also, um via Globetrotter Visum-Service das Russland-Visum und die notwendigen Dokumente zu organisieren und schickten unsere Reisepässe per DHL auf die Reise in die Schweiz. Danach feierten wir den erfolgreichen Versand mit einem gemeinsamen feinen Nachtessen.
Spätestens 3 Wochen später sollten die Pässe wieder in Tiflis eintreffen. So hatten wir genügend Zeit, uns weiteren Reisezielen in Georgien zu widmen. Wir fuhren auf der Georgischen Heerstrasse nach Stepanzminda, besuchten die als Fotomotiv beliebte Dreifaltigkeitskirche, das schöne Sno- und das noch viel imposantere Truso-Tal. Und dann folgte unser bisheriges Georgien-Highlight: Die Überquerung des legendären Abano-Passes. Mit 150 km teils sehr ruppiger Schotterpiste, ca. 50 Serpentinen, steilen Abhängen, diversen Bachdurchfahrten, engen Stellen und viel Gegenverkehr fordert die Strecke dem Fahrzeug, Fahrer und Beifahrer so einiges ab. Bei schönem Wetter (und das hatten wir) ein geniales und unvergessliches Abenteuer mit ganz schön viel Fahrspass😊. Danach erholten wir uns 3 Tage auf der kleinen Campingplatz-Oase «Finca Idoize», liessen unsere Motoren abkühlen, die Seele baumeln und genossen die Gesellschaft von Ute und Wolf. Auch die nicht bestellten Auswirkungen von zuviel ChaCha (Georgischem Brandy) liessen sich dabei wie gewünscht auskurieren😉. Ja, wir sind nun definitiv angekommen im Reisealltag. Angekommen um immer weiterzuziehen.
Kommentar hinzufügen
Kommentare
Einfach genial von euch zu lesen. So viele Abenteuer und Erfahrungen die Ihr sammelt 👍. Hend wiiterhin Sorg zu üch. LG Claudi &Guido
Vielen Dank für die spannenden Berichte. Sehr beeindruckend. Wünsche euch weiterhin gute Reise und jede Menge Glücksmomente.
Take care!
Liebe Grüsse, Evi
Hallo ehr Liebe
So toll, was er dörfid erläbe! Witerhe ganz vöu onvergässlech schöns😍
Lg Mary ond Mandi
Diesen Bericht haben wir mit Spannung erwartet und haben die Bilder dazu sehr genossen. So viele tolle Erinnerungen kommen da hoch 🤩. Schön können wir mit euch viele Erlebnisse wieder auffrischen 🤗
Liebe Grüsse, Barbara & Roger